Liebe Taufkirchnerinnen und Taufkirchner!
Weltweit sind rund 60 Millionen Menschen aufgrund von Kriegen gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Allein in Syrien sind wegen des Bürgerkrieges mehr als 11 Millionen Menschen zu Flüchtlingen geworden. 3,9 Millionen Kriegsflüchtlinge sind im Ausland auf der Suche nach einem sicheren Land.
Österreich bekennt sich dazu, Menschen, die auf Grund von Krieg und politischer Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten, Schutz und Hilfe zu gewähren. Nach der Erstversorgung in den Erstaufnahmezentren werden die Flüchtlinge auf die Bundesländer aufgeteilt. Oberösterreich setzt hier auf eine überschaubare Größe der Quartiere. Betreiber dieser Quartiere sind z. B. die Volkshilfe, Caritas oder auch Private.
Alle Bürgermeister des Bezirkes Schärding haben sich anlässlich der Bürgermeisterkonferenz bereit erklärt, ihre Verantwortung in der Thematik Asylpolitik wahrzunehmen und Aufgaben bei der Bewältigung dieser Situation zu übernehmen. Gleichzeitig wurde auch eine Koordinationsstelle in der BH Schärding unter persönlicher Führung von Bezirkshauptmann Dr. Rudolf Greiner eingerichtet.
Anfang Juli erhielt die Marktgemeinde Taufkirchen an der Pram die Information aus dem Büro von Landesrätin Mag. Jahn, dass ein privater Betreiber in Taufkirchen ein Wohnhaus erwerben will und dieses für Asylwerber als Quartier bereitstellen wird.
Konkret erwarb Herr Göbl aus Rainbach das alte „Dr. Schmiedbauer Haus“ in der Rainbacher Straße 2. Nach Überprüfung durch die Caritas und das Land Oö. wurde das Haus für Asylwerber freigegeben. Herr Göbl wird das Gebäude für deren Unterkunft adaptieren und einige Umbaumaßnahmen durchführen.
Seitens des Landes Oö. ist das Haus für 33 Asylplätze im Hauptgebäude und weitere
5 Plätze im Nebengebäude geeignet. Mit 4. September 2015 werden somit 33 Asylwerber das Objekt in der Rainbacher Straße 2 beziehen.
Folglich habe ich für Donnerstag, 30. Juli 2015 eine Gemeindevorstandssitzung einberufen, um über die aktuelle Situation zu informieren. Gleichzeitig werden alle Gemeinderäte über den momentanen Stand informiert.
Die Asylunterkunft wird als sogenanntes Selbstversorgungsquartier geführt, das bedeutet, dass jeder Flüchtling pro Tag 5,50 € erhält und sich selbst versorgen muss.
Die Betreuung der Flüchtlinge erfolgt durch den Hausbesitzer. Er wird dazu eine Fachsozial-betreuerin anstellen, die sich – anfangs gemeinsam mit der Caritas – um die Betreuung der Asylwerber kümmert.
Geschätzte Mitbürger!
Die letzten Tage waren für mich aufgrund dieser Problematik nicht gerade leicht. Auf der einen Seite sieht man das Elend der Flüchtlinge Tag für Tag in den Medien, auf der anderen Seite glaubt man, dies würde uns hier in Taufkirchen nicht betreffen. Spätestens seit Anfang Juli ist das anders. Ich habe mich entschlossen, die Thematik offensiv anzugehen, sowie den Betreiber des Asylquartiers in dieser Angelegenheit zu unterstützen. Ich bin mir sicher, dass viele Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger Verständnis bzw. Bereitschaft zur Solidarität für die Asylwerber aufbringen werden.
Mir ist aber ebenso bewusst, dass es gewisse Vorbehalte, ja sogar Ablehnung geben wird, auch dafür habe ich Verständnis. Es soll jedoch nicht zu diskriminierenden und menschenverachtenden Diskussionen kommen.
Ich bitte alle Taufkirchnerinnen und Taufkirchner, diese Menschen mit Solidarität, Mitgefühl und Menschlichkeit bei uns in Taufkirchen an der Pram aufzunehmen. Lassen wir die Vorurteile beiseite und geben wir ihnen eine faire Chance. Für alle, die in dieser Angelegenheit Fragen haben, die in irgendeiner Weise ihre Mithilfe anbieten wollen, sind wir am Marktgemeindeamt jederzeit erreichbar.
Ich bin mir sicher, dass wir das gemeinsam schaffen. Wir Oberösterreicher sind dafür
bekannt, in Notsituationen zusammenzustehen und gemeinsam – unabhängig von politischer Zugehörigkeit – anzupacken.
Ihr Bürgermeister:
Paul Freund